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Answer Code Request
Gens

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Answer Code Request veröffentlicht sein zweites Album Gens auf Ostgut Ton und betritt damit dunkleres aber ebenso Bass-lastiges Terrain.

Answer Code Request | Ab Intus [Ostgut Ton]

Answer Code Requests Debütalbum Code (2014) erschien zu einem aufregenden Zeitpunkt innerhalb elektronischer Musik in Berlin – es stellte einen Bruch mit dem immerwährenden Nachhall der monolithischen 4/4-Kicks dar, die zu jener Zeit die Clublandschaft der Stadt prägten. Als hybride Haltung erinnerte der Geist von Code an eine besonders fruchtbare Ära der Hauptstadt ab Mitte der Neunziger bis Anfang der Nuller Jahre, als Dub und flächendominierter Detroit Techno sich mit der Berliner Industrial-Ästhetik gegenseitig befruchteten und eines der spannendsten musikalischen Kapitel der lokalen Szene markierten.

Rückblickend erwies sich die musikalische Vision des Berghain-Residents Answer Code Request, bürgerlich Patrick Gräser, als Vorahnung. Wirkt elektronische Musik 2018 prima vista zunehmend tribalistisch, so sind die früher starren Grenzen zwischen Genres doch zunehmend durchlässig geworden. Mit seiner neuen 2xLP Gens blickt Gräser über die Bass-Euphorie von Code hinaus, in Richtung dunkler Horizonte und einer desolaten Atmosphäre, ganz im Sinne der heutigen globalen Verhältnisse.

Gewissermaßen verkehrt Gens (Latein für Sippe oder Abstammung) den Gedanken des Hardcore Continuums wie von Musikjournalist Simon Reynolds beschrieben: eingebettet in eine Tradition von US- und kontinentaleuropäischen Techno sucht Gräser dessen Disruption durch Hybride von Hardcore: von Ambient Jungle zu späteren Variationen britischer Bassmusik und IDM. Interessant im Kontext Gräsers Biografie, der, geboren und aufgewachsen außerhalb Berlins im Brandenburg der 1980er, ausgehend vom DDR-Jugendradio DT64 bald auf amerikanischen HipHop, Acid und frühen UK Hardcore aufmerksam wurde. Die Wende und die damit einhergehenden politischen Umstände stießen einen radikalen Wechsel seiner musikalischen Interessen an. Zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Albums ist der Mauerfall länger vergangen, als die Mauer tatsächlich stand.

Auf Gens wird gleich zu Beginn mit dem welkenden Rave-Opener und gleichnamigen Titelstück eine verstörende Atmosphäre geschaffen, die sich mit der chiffrierten, militärischen Funkkomunikation und Post Dubstep-Rhythmik von „Sphera” fortsetzt. Ab da erforschen flächige Sci-Fi-Klänge, schwere Phasenverschiebungen und außerweltliche Synkopen die Weite des Raums in „Ab Intus”, während nach Luft schnappende Basslines und insektizid-bedrohliches Zirpen in „Sensa” den Blick auf die Makroebene lenken. Ein Schimmer andersweltlicher Positivität kommt mit den warmen, verzerrten Breakbeats und verbogenen Synth-Melodien von „knbn2” hinzu.

Die beatlosen Momente ambienter Melancholie von „Orarum” und „Mora” legen die Basis für die zweite Hälfte des Albums, wo Gräsers Dancefloor-orientiertes Stück „Cicadae” Elemente von Jungle und Techno, Amen-Breaks und 4/4-Kicks verschmilzt. Auf den dumpfen Puls von „Res” mit seinen Cowbell-Meditationen und einer bittersüßen, schwellenden Melodie folgen die schnelleren, hektischeren Stereodelays, gebrochenen Rhythmen und das schwere Bassweight der Stücke „Audax“ und „Tu“. Die hyperhalllastige Bassline, das synthetisch-knisternde Ascheglühen und die kontemplative Melodie des Albumclosers „An Unattainable Distance“ sorgt für den wohl außerweltlichsten Moment auf Gens. Gräsers massiver Klang schleppt sich hier fernab des Dancefloors mit einer langsamen, widerhallenden Kickdrum, in der Ferne in Richtung des elektronischen Abyssus mahlend.

Für mich war das Album eine Art Selbstfindung, ohne mich auf andere Musik zu verlassen – mich sogar von anderer Musik zu distanzieren“, erklärt Gräser. „Die schattenhaftige Stimmung kommt von einem Ort des Experiments, aus meinem Verlangen, tiefer in den Klang von mir verwendeter Synths und Instrumente einzutauchen – und auch schnellere Tempi von bis zu 160 BpM anzugehen. Meine Instrumente benutzte ich als Medium um abstrakt zu dirigieren, was um mich herum und in der Welt passiert.

Mit Gens verlängert Gräser einen anderen, basslastigen und groovebasierten Pfad seiner Vision von Techno – einer, der sowohl herausfordert als auch durch eine sonische Narrative führt. Elektronische Musik frei von Genrezwängen, mit einer breiten Palette an gebrochenen Rhythmen, unterschiedlicher Farben und einem Sounddesign, das den Hörer in eine synthetisierte, eine eigene Welt geleitet.

Answer Code Request | Gens

Tracklist

  • Gens
  • Sphera
  • Ab Intus
  • Sensa
  • knbn2
  • Orarum
  • Mora
  • Cicadae
  • Res
  • Audax
  • Tu
  • An Unattainable Distance

Release Date

23. Februar 2018

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