Donnerstag 11.06.2015 beginn 20:00

POLYMORPHISM: HOLLY HERNDON

Berghain

  • Claire Tolan ambient performance
  • AGF „(if (is_true) 1 plus 2 = you“
  • Amnesia Scanner „as angels rig hook“
  • Holly Herndon rvng intl. / 4ad
Im Zentrum der nächsten Folge der Polymorphism-Reihe steht die amerikanische Latopmusikern Holly Herndon, die an diesem Abend ihr neues Album Platform vorstellen wird. Aus diesem Anlass haben Herndon, CTM und transmediale eine Reihe von Künstlerinnen und Künstlern eingeladen, die an dem Album mitgewirkt haben oder sich, wie Herndon, kritisch mit den Themen Überwachung, Neo-Feudalismus und Big Data befassen. Neben entschlossen zukunftsgewandten Sounds, die eine Absage an Nostalgie und Retroromantik formulieren, bilden die Kritik systemischer Ungleichheiten in den neuen post-digitalen Ralitäten und die spekulative Projektion in die Zukunft einer post-post-kapitlistischen Welt die gemeinsamen Nenner der Performances dieser besonderen Konzertnacht. Wenigen gelingt es derzeit auf so kluge Weise elektronische Clubsounds, Experimentalmusik und inhaltliche Setzungen zu verschränken, wie die in San Franscisco lebende HOLLY HERNDON. Nach ihrem brillianten Debüt Movements (2012) erscheint auf RVNG INTL und 4AD am 19. Mai ihr zweites, mit Spannung erwartetes Album. Grundlage der Stücke von Platform sind Aufnahmen und Datenspuren aus Holly Herndons eigener häuslicher und digitaler Lebensumgebung. Als eine Art „digitales Protestalbum“ will Platform eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Auswirkungen exzessiver Überwachung und dem Schreckgespenst digitaler Monokultur provozieren. Es versteht sich als Anstoß, Vorstellungen möglicher und besserer Zukünfte zu imaginieren und nach Strategien für neue kollektive Handlungsweisen zu suchen. Der Versuch der Diskussion eines neuen Gemeinsinns und einer veränderten Verzahnung individueller und kollektiver Erfahrungen, der sich durchaus auch an die elektronische Clubkultur richtet. Für Platform öffnete Herndon folgerichtig ihren kreativen Prozess gegenüber einem erweiterten Umfeld von Künstlerinnen und Denkern. Das Album entstand im Austausch und in Zusammenarbeit mit dem Komponisten und Drag-Performer Colin Self, dem Künstler Spencer Longo, den Undercover-Elektronikproduzenten Amnesia Scanner, mit Amanda DeBoer Bartlett des Ensemble Dal Niente, der Berliner ASMR-Aktivistin Claire Tolan und dem radikalen niederländischen Designstudio Metahaven. Auch der Einfluss des langjährigen Kreativpartners und digitalen DIY-Aktivisten Mat Dryhurst ist deutlich spürbar. Die Konzertnacht beginnt mit einer ASMR-Session der Berliner Künstlerin CLAIRE TOLAN, die sich in ihren Arbeiten mit Mensch-Maschine-Interaktion, Online-Communities sowie Informationsstrukturen befasst. Autonomous Sensory Meridian Response (ASMR) ist ein Phänomen, das als angenehmes Kribbeln auf Kopfhaut und entlang des Rückgrats beschrieben wird, ausgelöst durch softe Klänge, wie Flüstern oder dem Klang des Kämmens von Haaren. ASMR-Klänge werden in über YouTube verbreiteten Rollenspielen erzeugt, die alltägliche Situationen intimer Nähe nachstellen. Tolan linkt die Intimität dieser ASMR-Rollenspiele mit der missbräuchlichen Nähe exzessiver Überwachung. Jenseits einer eigenwilligen Entspannungsmethode untersucht Tolan ASMR als Reaktion auf ein psychisches Unbehagen, das aus allgegenwärtiger Überwachung und den alltäglichen Anforderungen des kognitiven Kapitalismus resultiert. AMNESIA SCANNER präsentieren eine spezielle Live-Version ihres Stücks AS ANGELS RIG HOOK, das ihre außerirdischen HD-Soundwelten und futuristischen hi-tech Clubtexturen mit gesprochenem Wort in Form eines desorientierenden Stream-of-Conciousness kombiniert. Irgendwo zwischen Blade Runner, ASMR und Hacker-Culture angesiedelt, geben die utopischen/dystopischen post/humanen Soundwelten von AS ANGELS RIG HOOK die Richtung vor für Amnesia Scanners nächstes Release, das bald auf das großartige AS LIVE [][][][][]-Mixtape aus 2014 folgen soll. Als digitale Songwriterin, Produzentin, Performerin, Poetin, Vokalistin und Künstlerin ist AGF aka Poemproducer für ihre musikalischen und textlichen Dekonstruktionen bekannt, die sich oft mit den persönlichen und gesellschaftlichen Veränderungen befassen, die neue digitale Technologien mit sich bringen. AGF, die auch hinter den Projekten Laub, The Lappetites, AGF/DELAY (mit Vladislav Delay) steht und mit Künstlern wie Ellen Alien, Gudrun Gut, Eliane Radique oder Craig Armstrong zusammenarbeitet, verschränkt Stimmexperimente, scharfsichtige Wortsetzungen und elektronische Klänge zu poetischen, Ohren wie gedankliche Reflektion gleichermaßen fordernden Kompositionen. Sie übersetzt ihre Texte in elektronische Musik, wobei sie ihre Stimmer intensiven Verfremdungen unterzieht. Für Polymorphism wird AGF einige ihrer bekannten Arbeiten neu interpretieren sowie neue Stücke vorstellen, die auf der kürzlich veröffentlichten Gedichtsammlung A Deep Mysterious Tone basieren. Zudem präsentiert sie unveröffentlichte Stücke von ihrem neuen, in Arbeit befindlichen Solo-Album. A secret code from the future. Einlass / Beginn: 20 Uhr | Eintritt ab 18 Jahren! | Resttickets an der Abendkasse 19€ RSVP via Resident Advisor RSVP via Facebook RSVP via Songkick Eine Veranstaltung von CTM Festival und Berghain Foto: © Stan Musilek