ELEKTROAKUSTISCHER SALON

Grollende Gitarrenwälle bauen sich auf wie Gewitterwolken am Abendhimmel. Das mächtige Schlagzeug drückt die schwarze Wolkenfront hinauf in den Himmel. Der hypnotische Bass bringt Klarheit in die Struktur der wuchtigen Musik. Klänge, die in den Krieg ziehen und die Erde zum Glühen bringen, sich liebende Melodien. Unvorstellbare Energie wird frei im Zusammenspiel der Kräfte und verschmilzt zu zeitloser Musik, die Gänsehaut erzeugt. Dies könnte der archaische Sound eines steinzeitlichen Höhlenclans sein – roh, einfach, rituell, direkt und rau. Entstanden in einer Zeit, wo Leben und Tod einer Gemeinschaft vom handwerklichen Geschick abhingen. Oder sind es die apokalyptischen Bilder moderner Ballungsräume, das Erspüren unkontrollierbarer Auswüchse moderner Technologie? Es ist die Band Caspar Brötzmann Massaker, die nun nach 10 Jahren wieder damit überrascht, was aus der traditionellen Besetzung von Gitarre, Schlagzeug, Bass, Gesang alles herausgeholt werden kann. Caspar Brötzmann ist gross, bodenständig und von stoischer Ruhe umgeben. Er ist passionierter Musiker – er singt, komponiert und malt Bilder. Sein Schaffen ist geprägt von einer einzigartigen, persönlichen Ausdruckskraft – angelehnt an den Stil der Modern Primitives. Auf der Bühne strahlt Caspar Brötzmann die Magie eines Zeremoniemeisters aus und wirft seine Musik wie ein dicht gewobenes Fangnetz übers Publikum. Gitarre zu spielen ist für ihn etwas ganz Besonderes und Unersetzbares, es ist seine Übersetzung auf die Welt und Lebenselixier. Dabei lebt er seinen Urinstinkt aus und kreiert sein eigenes musikalisches Universum. Wenn er die Gitarre in seinen großen Händen hält, ist sie Freundin und Waffe, Übersetzerin tiefer Emotionen: schwer, laut und präzise, hell und transparent. Breitwandkino aus tiefer Seele voller atmosphärischer Bilder – zeitlos und klassisch. „Musik, die auch im Louvre hängen könnte“, so eine alte Freundin und Wegbereiterin der Band, Monika Döring (Loft Concerts). Thurston Moore von Sonic Youth gilt Caspar als einer der besten Gitarristen, die er jemals getroffen hat. Die Band Caspar Brötzmann Massaker ist sein Lebenswerk. Er führt sie zusammen mit den Freunden und Ausnahmemusikern Eduardo Delgado Lopez (Bass, Gesang) und Danny Arnold Lommen (Schlagzeug). Sie bedeuten sich viel und teilen alles. Sie geben sich Halt in der Musik und darüber hinaus, um Geschichten und Bilder zu transportieren in die Musik hinein und hinaus in die Wirklichkeit. Seit Gründung der Band 1986 (erstes Konzert) kamen fünf herausragende Alben auf Labels wie Rough Trade, Thirsty Ear USA, Blast First/Mute UK heraus. Caspar nahm ein Solo-Album „Mute-Massaker“ auf, produzierte zusammen mit FM Einheit von den Einstürzenden Neubauten („Merry Christmas“), Diamanda Galas, Page Hamilton und spielte Gitarre bei Pigface/ Killing Joke. Er tourte durch die Welt von Amerika bis Japan, von Finnland durch ganz Europa bis nach Afrika. Bis zum vorläufigen Ende der Band im Jahr 2000 gab es insgesamt sieben verschiedene Musiker-Konstellationen: Eduardo Delgado, Jürgen Beuth, Jon Stöckelmann, Frank Neumeier, Danny Lommen, Ingo Krauss, Bruno Gebhard, Cathy Nizzari, Michael Werthmüller, Hyco, Saskia, Henry Bogdan, Robert Dämmig, Otmar Seum, Herrmann, FM Einheit. Nun, im Jahre 2010 ist die Originalbesetzung mit Caspar Brötzmann, Eduardo Delgado Lopez und Danny Arnold Lommen wieder zurück. Stärker, tiefer und besser denn je zuvor. Mit alten und mit neuen Stücken, die direkt auf uns zukommen und uns spüren lassen, was wir über all die Jahre vermisst haben. Oder um es mit Caspars Worten zu sagen: „Du kriegst die richtigen Töne nur, wenn Du es fest machst oder gar nicht.“ Das ist seine Lebensmaxime. Mehr Informationen: http://www.casparbroetzmannmassaker.com