Sam Vance-Law

Die Kombination aus dem Titel Homotopia und dem Coverartwork mit Norbert Biskys Musa Tropicana wirkte 2018 am Wriezener Bahnhof natürlich schon wie A……lbum auf Eimer – sehr passend! 2022 aber Goodbye? So der Titel des zweiten Albums von Sam Vance-Law. Keine Sorge, in die Kantine kommt der Musker, das Leitmotiv des Albums aber: Liebeskummer, und zwar der erste schlimme, ausgewachsene, allumfassende und alles regierende. Wo bisher Liebe und Schmerz in heteronormativen Narrativen ausbuchstabiert wurden, ist homosexuelle Liebe und damit verbunden auch Liebesleid selten explizit erzählt worden. Sam Vance-Law bringt mit nun eine wichtige queere Perspektive ein für Gefühle und Bilder, die es in der Wahrnehmung oft nur im binären System von Mann und Frau zu geben scheint. Im Vergleich zu Homotopia wirkt der gebürtige Kanadier bzw. Wahlberliner auf Goodbye weniger dandyhaft, weniger erhaben – und dennoch genauso kraftvoll, intensiv, musikalisch feingliedrig und textlich schmerzhaft präzise. Wo der Vorgänger die große Revueshow schwuler Popmusik war, ist Goodbye eher der Tag nach der Premiere: Unkostümiert und abgeschminkt, ein wenig angekratzt, die Stimme rau.