Tuesday 16.09.2014 start 20:00

KOMETENMELODIEN: BLACK SWAN'S END CAKE, KHAN

Kantine am Berghain

    Was oder wo zur Hölle ist ›The Saddest Disco In The World‹? Es muss sich dabei um eine Art umgekehrten Urknall handeln, die letzte exzessive Party auf Erden – oder sind wir schon im Weltall? Thomas Mahmoud – bekannt wurde er als Frontmann der Postpunks Von Spar, zuletzt ließ er es mit The Nest ruhiger angehen – und die nordisch-elfenhafte Schauspielerin Eva Kruijssen bilden gemeinsam das über-Charme-versprühende aber gleichzeitig brutal stürmische Duo BLACK SWAN'S END CAKE. Ihr Debüt auf I'm Single Records »The Saddest Disco In The World« ist eine Mischung funkiger Field Recordings, zerschnitten mit bzw. von Analogsynthesizern und digitalem Schrott. Moderner elektronischer Blues, immer schön in Richtung Andy Warhols ›Factory‹ zwinkernd: »It's Disco Baby - Fuck Art«. Eine Nonne in Berlin auf der Suche nach Erleuchtung. KHAN als Male-Hustler auf »1-900 Get-Khan« (Matador) mit eigener Telefonsex-Leitung, Khan der Torch Singer-Gothic Bunny auf »Who Never Rests« (Tomlab), als »Last Standing Disco Band« mit Captain Comatose (Playhouse) einmal um den Planeten und ab ins Weltall, und nun als bärtige Großstadt-Nonne auf Album Label. Im Rahmen von ›Kometenmelodien‹ zeigt Khan die auf seinem Fotobuch »Angels of Disguise« (Fantôme Verlag, 2013) aufbauende Performance »Audio-Porn-Megamix«. Zu Letzterem sagt er: »Die Idee zum ›Audio-Porn-Megamix‹ begann mit der Frage: ›Warum ist Pornografie größtenteils visueller, aber nicht klanglicher Art?‹ Ich suchte nach Fallbeispielen und fand nur irgendwelche 60er Jahre Flexi-Discs, auf denen eine Art Telefonsex aufgenommen waren, begleitet von einem Ye-Ye Lounge Soundtrack. Dann stieß ich auf ›Porno for The Blind‹, eine eher unaufgeregte Erzählung eines Pornokonsumenten, der Blinden erklärte, was er sah – ohne Porno-Duktus oder derlei Emotionen zu verwenden. Ich bin mir nicht sicher, ob das nur schlecht geschauspielt oder Absicht war. Im nächsten Schritt sammelte ich Audiomaterial aus Internetpornos. Ich stellte dann fest, dass die ›Alte Garde der Pornostars‹ durch eine Masse an Amateurdarstellern ersetzt worden war. Interessant war, dass einige Clips ohne Ton veröffentlicht wurden, mancher Originalton war durch Musik ersetzt – größtenteils Top-40-Material –, andere waren fehlerhafte Video Up- oder Downloads, oder einfach nur defektes Aufnahmeequipment. Meine Aufmerksamkeit richtete sich dann auf Videos, in denen das erotische Selbstportrait ohne viel Gestöhne, Grunzen oder Gerede stattfand. Der Raum und die sexuell aufgeladene Atmosphäre wurden zur Hauptattraktion. Die Umgebungsgeräusche, Nachbarn, das Eigengeräusch der Kamera selbst eröffneten einen 3-dimensionalen Raum des Sichtbaren und Unsichtbaren, Intimität oder ›In-die-Fresse‹, Verderbtheit und Unschuld, ein Raum im Raum im Raum, endloser Flaneurismus.«

    Khan - The Enlightenment Machine - You Like Like I Like (Album Label)

    Einlass: 20 Uhr | Beginn: 21 Uhr | Abendkasse 10€ RSVP via Facebook RSVP via Songkick Präsentiert von NOISEY, ByteFM und Digital in Berlin. Mit freundlicher Unterstützung von Musicboard Berlin. »Kometenmelodien« steht für die Euphorie, die im Hörer entsteht, wenn sie oder er Musik hört, die so noch nie da gewesen war – der eine heiße, neue Hihat-Sound, diese unfassbare Bassline, die unwirkliche, einmalige Stimme oder die Vereinigung vermeintlich disparater Stile. Kraftwerk veröffentlichten ihre »Kometenmelodien« im Jahre 1973 als Single unter dem Namen »Kahoutek – Kometenmelodie«. Die Begeisterung, welche die Entdeckung des Kometen »C/1973 E1« durch den tschechischen Astromen Kohoutek in der Fachwelt auslöste, die Erwartung, dass jener Komet tatsächlich der am Hellsten strahlende Komet des 20. Jahrhunderts sein würde (er wurde es nicht) … dieser Glaube trägt auch die Veranstaltungen, die im Rahmen von »Kometenmelodien« stattfinden. Hit! And miss.